Die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit
Psychische und Nervenerkrankungen sind in fast jedem dritten Fall Ursache für Leistungsfälle zur Berufsunfähigkeit in der privaten Versicherungswirtschaft. Im Vergleich zu 2008 ist ein kräftiger Anstieg festzustellen. Rückläufig sind hingegen die Anteile von Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates sowie des Herzens und des Gefäßsystems. Deutlich zugenommen hat der Anteil von Krebs als BU-Ursache. Dies zeigen aktuelle Daten von Morgen & Morgen.
Nervenerkrankungen, wozu auch psychische Erkrankungen wie Burn-out, Angststörungen oder Depressionen zählen, sind die häufigste Ursache für Leistungsfälle in der Berufsunfähigkeits- (BU-) Versicherung. Fast jeder dritte BU-Fall im Geschäftsjahr 2019 war auf eine solche Erkrankung zurückzuführen.
Dies hat das Analysehaus Morgen & Morgen GmbH (M&M) im Rahmen der Veröffentlichung des aktuellen Jahrgangs des „M&M Rating Berufsunfähigkeit“ (VersicherungsJournal 6.5.2021) bekannt gegeben.
Nur jede zwölfte Berufsunfähigkeit wird durch Unfälle verursacht
An zweiter Stelle liegen den M&M-Daten zufolge Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates. Auf ihr Konto geht ziemlich genau jeder fünfte BU-Fall. Klar mehr als ein Sechstel ist auf Krebs und andere bösartige Geschwulste zurückzuführen.
Unfälle sind nur in etwa jedem zwölften Leistungsfall Grund für die Berufsunfähigkeit, Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems lediglich in rund jedem 14. Fall. Sonstige Erkrankungen machen das verbleibende Siebtel aus.
Ursache Psyche im jüngeren und mittleren Alter tendenziell häufiger
Das Analysehaus hat die BU-Ursachen auch nach Altersklassen aufgeschlüsselt (bis 40 Jahre, 41 bis 50 Jahre sowie ab 51 Jahre). Demnach kommen psychische Erkrankungen in jüngeren und mittleren Jahren tendenziell häufiger vor als in der Altersgruppe ab 51 Jahren. Dies war vor sechs Jahren noch genau andersherum gewesen (17.4.2015).
Mit dem zunehmenden Alter nimmt auch der Anteil von Unfällen als BU-Ursache deutlich ab. Er liegt bei den Bis-40-Jährigen mehr als doppelt so hoch wie bei den Betroffenen ab 51 Jahren. Genau umgekehrt verhält es sich bei Krebs und anderen bösartigen Geschwülsten. Diese sind in der Altersgruppe ab 41 Jahre signifikant häufiger Leistungsauslöser als bei den Jüngeren.
Auch Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates treten mit steigendem Alter tendenziell häufiger als Grund für eine Berufsunfähigkeit auf. Wenig überraschend ist diese Tendenz besonders deutlich auch bei Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems zu beobachten.
Starke Zunahme der psychischen und Nervenerkrankungen
Betrachtet man die zeitliche Entwicklung bei den BU-Ursachen, sind einige auffällige Veränderungen zu beobachten. Zunächst ist über die Zeit eine fast kontinuierliche Zunahme beim Anteil von Nerven- und psychischen Erkrankungen festzustellen. Er ist von knapp einem Viertel im Jahr 2008 um etwa 40 Prozent auf einen neuen Höchststand von aktuell fast einem Drittel gestiegen.
Bei Krebs und anderen bösartigen Geschwülsten war zuletzt eine deutliche Zunahme zu beobachten. Der Anteil stieg um ein Fünftel auf fast 18 Prozent. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates, die bis 2010 noch die häufigste BU-Ursache darstellten, haben im Betrachtungszeitraum anteilsmäßig um etwa vier Prozentpunkte verloren und liegen seitdem nur noch auf dem zweiten Platz.
Um über ein Drittel abgenommen hat der Anteil der Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems bei den Gründen für eine Berufsunfähigkeit. Auch der Anteil der Unfälle ist auf lange Sicht gesehen rückläufig (minus drei Prozentpunkte im Vergleich zum Höchststand in 2009).
Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH